Chance Unternehmensnachfolge

Das Antreten einer Unternehmensnachfolge bietet Existenzgründern die Chance, ohne mühseliges Wachstum ein etabliertes Geschäft zu übernehmen. Zunächst stehen hierbei finanzielle Fragen im Vordergrund, allerdings sind Banken bei solider Bewertung durchaus bereit, für einen Unternehmenskauf ausreichend Kredit zu gewähren. Wenn das Unternehmen gut geführt und am Markt eingeführt ist, generiert der Nachfolger des ehemaligen Inhabers viele Vorteile, allerdings sind auch bestimmte Problemstellungen zu beachten.

Vorteile der Unternehmensnachfolge

 Der größte Vorteil besteht in der Marktposition und den betriebsinternen, gewachsenen Strukturen des übernommenen Unternehmens. Der vorherige Inhaber hat über viele Jahre am Markt ausprobiert, welche seiner Produkte und/oder Dienstleistungen reelle Marktchancen besitzen, dafür hat er Lehrgeld bezahlt. Für den Nachfolger entfällt dies zunächst, lediglich bei sich ändernden Märkten – mit denen immer zu rechnen ist – muss er Anpassungen vornehmen. Im Moment der Übernahme kann er jedoch damit rechnen, dass die jüngsten Gewinne des Unternehmens weiterfließen werden, wenn er an den Abläufen und Strukturen nichts ändert. Zu diesem Vorteil gesellen sich weitere, unschlagbare Argumente:

  • Es existiert ein fester Kundenstamm.
  • Die Marktposition ist bekannt, auch Neukunden orientieren sich am guten Namen des Unternehmens.
  • Der Existenzgründer verfügt sofort über eine zweckmäßige Betriebsstätte am richtigen Standort mit der erforderlichen Ausstattung.
  • Das Personal ist eingearbeitet.

 Kritiker wenden manchmal ein, dass gerade kleinere Personengesellschaften in ihren Abläufen sehr stark auf die Person des Unternehmers = Betriebsleiters zugeschnitten sind und im Ergebnis stark nachlassen können, wenn dieser das Unternehmen verlässt. Das Argument ist zwar nicht völlig von der Hand zu weisen, weshalb ein Existenzgründer auch ein Unternehmen erwerben sollte, das er fachlich und hinsichtlich der Personalstärke bewältigt. Wer beispielsweise in früheren Berufen als Abteilungsleiter Gruppen bis etwa ein Dutzend Mitarbeiter geführt hat, darf sich – fachliche Kompetenz vorausgesetzt – gern zutrauen, ein Unternehmen im KMU-Bereich mit dieser Personalstärke zu führen. Daneben ist der Fokus auf den Unternehmer = Führer, von dem alles abhängt, teilweise ein Mythos. In großen Unternehmen wechseln häufig die Abteilungsleiter auch auf höheren Leitungsebenen bis zum Vorstand, ohne dass dies dem Unternehmen schadet – im Gegenteil.

Problematik der Unternehmensnachfolge

 Bei allen Chancen und Vorzügen dürfen entstehende Probleme bei einer Unternehmensnachfolge nicht vernachlässigt werden. Das größte Problem im Moment des Erwerbs ist die Preisfestsetzung für das Unternehmen. Hierfür gibt es prinzipiell zwei Methoden:

Substanzwertermittlung: Allein die vorhandenen Maschinen und sonstige Ausstattung werden solide bewertet, die Schulden werden davon abgezogen. Hiermit lässt sich ein reiner Nettoverkaufserlös errechnen, der beispielsweise auch bei einer Liquidation gezahlt würde. Nachteil dieser Methode: Laufende Verträge, vorrangig Arbeits-, Miet- und Lieferantenverträge, müssen gesondert juristisch auf ihre Kündbarkeit untersucht werden.

  • Ertragswertermittlung: Hierbei untersuchen Käufer und Verkäufer den Ertrag einer jungen, zurückliegenden Periode in der Regel zwischen sieben Monaten bis zu maximal zwei Jahren. Man geht davon aus, dass dieser Ertrag weiterfließen kann. Der Käufer zahlt in der Regel das Fünf- bis Achtfache eines Monatsgewinns. Nachteil: Der vorherige Unternehmer kann durch ausbleibende, aber nötige Investitionen in jüngster Zeit die Gewinne aufpoliert haben. Auch muss der Substanzwert auf irgendeine Weise berücksichtigt werden.

 In der Regel werden bei der Wertermittlung vernünftige Kompromisse gefunden. Die übrigen Probleme, etwa mangelnde Akzeptanz durch die Belegschaft, fallen eher marginal aus und werden oft übertrieben dargestellt (siehe oben). Der Unternehmenskauf bringt daher einem fähigen Existenzgründer mehr Chancen als Risiken.

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